Entweder der Vizelandrat Udo Witschas (CDU) kannte die rechten Strukturen im Landkreis und wollte deeskalieren oder aber er log Journalisten und vermutlich auch seinen Chef Landrat Michael Harig (CDU) dreist an und verfolgte andere Ziele. Schaut man sich die Berichterstattung der letzten Wochen nur mit Blick auf die Handlungsmotivation des Vizelandrats an, so verwickelt er sich in erhebliche Widersprüche.

Noch in der Kalenderwoche 32 negierte Vizelandrat Udo Witschas das Vorhandensein von rechten Strukturen in einem Beitrag des MDR. Der Verfassungsschutz habe ihn darüber nicht informiert und zudem sei er ohnehin nicht dafür zuständig:

„Da müssen sie diejenigen Fragen, die für die zweite Gruppe [Anm.: gemeint sind die Rechten] zuständig sind. Und das ist der polizeiliche Ermittlungsdienst und die Staatsanwaltschaft. Ich bin zuständig, das betone ich nochmal und bitte um Nachsicht, als Landkreis für die Betreuungsbehörde für den Asylbewerber[…] Welche weiteren Kräfte aus der deutschen Bevölkerung sich da wie äußern, da müssen Sie sich mit diesen gewissen Personen auseinander setzen.“

Am 9. August strahlte die MDR-Sendung „exakt“ den Beitrag und kurze Zeit später wurde die längere Fassung des Interviews veröffentlicht. Daraus wird deutlich, wie der Vizelandrat das Vorhandensein rechter Strukturen im Landkreis kleinredet und es nicht als seine Aufgabe betrachtet sich damit auseinanderzusetzen. Weiterhin Witschas:

„Es ist nicht meine Aufgabe, politische Diskussionen mit Andersdenkenden zu führen, ob ich das für richtig halte oder nicht.“

Brisant ist daran, dass Witschas sich noch am Tag des MDR-Interviews mit dem (damals noch) NPD-Kreisvorsitzenden Marco Wruck getroffen und drei Stunden über diverse Themen geredet hatte. Mit einem Menschen als, von dem auszugehen ist, dass er aus Sicht der CDU „andersdenkend“ sein sollte.

In der Folgewoche äußerte sich dann auch Landrat Michael Harig (CDU) zu Wort, der während der Affäre um seinen Vize im Urlaub weilte:

„Wegen eines Gespräches mit dem NPD-Kreisvorsitzenden Marco Wruck werden nun sogar Rücktrittsforderungen gegen meinen Beigeordneten Udo Witschas artikuliert. Udo Witschas sprach mit Wruck auf dessen Wunsch und im Wissen, welchen Einfluss dessen Äußerungen auf seine Mitläufer haben könnten. Keine Verhandlungen mit der NPD waren das Ziel, sondern der Versuch einer Deeskalation aus Verantwortung.“

Eine „Deeskalation aus Verantwortung“ mit einem Herrn, von der Vizelandrat wenige Stunden zuvor noch behauptete er sei nicht dafür zuständig, er wisse nicht um die Strukturen und es sei nicht seine Aufgabe, politische Diskussionen mit Andersdenken zu führen. Das klingt alles wenig plausibel!

Drei Tage nach der Äußerung Harigs veröffentlichte die Sächsische Zeitung Auszüge aus einen Facebook-Chat zwischen Witschas und Wruck. Der MDR veröffentlichte weitere Details des Chatprotokolls und ordnete sie zeitlich ein. Daraus wird deutlich, dass die Initiative für das Gespräch vom Vizelandrat und nicht wie weiterhin von Seiten des Landratsamtes behauptet von Wruck ausging.

Michael Harig sprach nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub und nach einer Krisensitzung mit Witschas und den Fraktionsvorsitzenden von Unerfahrenheit seines Vize, so berichtet die Sächsische Zeitung. Der Beigeordnete habe glaubhaft versichern können, dass er die Situation deeskalieren wollte. Damit hält die Landkreisspitze weiterhin an der einstigen Aussage Witschas habe deeskalieren wollen fest, wenngleich dem erhebliche Widersprüche entgegenstehen.

Alle Informationen, die in diesem Blogbeitrag stecken, lagen auch damals schon auf dem Tisch. Warum hinterfragt Harig nicht deutlicher das Handeln von Witschas? Warum kann oder will er die Widersprüche nicht erkennen?

Durch seine Aussagen ist Michael Harig mittlerweile ein Teil des Lügen- und Widerspruchsgeflecht seines Vize. Es würde dem Landrat gut stehen, wenn es sich daraus befreit und klar Stellung bezieht!

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